von Karl Wozek
frei nach dem Roman von Ödön von
Horvath
„Und seine Liebe zur Wirklichkeit war nur der Hass auf die Wahrheit.“
INHALT
Fünf SchülerInnen stehen in mehreren Fächern auf der Abschussliste und haben die Aufgabe, gemeinsam ein Referat über Horváths „Jugend ohne Gott“ für die Schule vorzubereiten.
Doch keiner von ihnen ist motiviert. Desinteresse, Mobbing, Ausgrenzung und Gewalt bestimmen die Situation. Die neue Lehrerin versucht zwar, eine Atmosphäre des Miteinanders aufzubauen und jeden ins Boot zu holen, doch die Konflikte eskalieren zusehends.
Dennoch schafft sie es, aus einer Gruppe von Einzelkämpfer*innen ein Team zu formen.
Die Jugendlichen entscheiden sich, nach heftigen Auseinandersetzungen und Meinungsverschiedenheiten, jeder will das Referat anders gestalten, ihre Arbeit als Performance zu präsentieren. Die Lehrerin ist begeistert. Das „Happy End“ naht.
Doch alles kommt anders. Ein brutaler Vorfall droht das Projekt zu kippen…
Karl Wozek hat aus dem Roman ein Stück entwickelt, in dem junge Menschen bei der Bewältigung einer Aufgabe nach anfänglichen Konflikten und aberwitzigen Intermezzi einen Sinn bekommen für politisches Bewusstsein und für Nächstenliebe.
HORVÁTH
Ödön von Horváth (1901-1938) befasst sich in seinem Werk mit elementaren Erfahrungen des Menschseins. In seinen Theaterstücken und Romanen gewährt er nicht nur Einblick in die Gefühls- und Seelenlage seiner Zeitgenossen, sondern behandelt Fragen, die auch heute noch, mehr als ein halbes Jahrhundert nach seinem Tod, aktuell geblieben sind: Wie verhält sich der Mensch, wenn Druck auf ihn ausgeübt wird? Was ist die Liebe? Wovor haben die Menschen Angst? Was macht sie gewalttätig? Woran halten sie sich, wenn ethische Werte als überholt gelten und Lüge und Dummheit sich breit machen?
„Jugend ohne Gott“ ist der zweite Roman des österreich-ungarischen Schriftstellers Ödön von Horváth. Er erschien im Jahr 1937 und wurde kurz danach, Anfang des Jahres 1938, in acht weitere Sprachen übersetzt. Ödön von Horváth starb 1938 in Paris.
TEAM
Darsteller*innen:
Marion Rottenhofer
ist gebürtig aus Kärnten, spielte unter anderem im Theater Ulm, Studiobühne Villach, Klagenfurter Ensemble, Scala Wien, Stadttheater Mödling, Dschungel Wien, Die Neue Tribüne, TAG, 3Raum Theater Wien, Theater im Künstlerhaus, Theater Center Forum, Theater Rakete und im Theater Arche. Sie war auch immer wieder in diversen Film- und TV-Produktionen zu sehen u. a. "Bride of the Wind", "Soko Kitzbühel", "Winzerkönig", "Julia - Eine ungewöhnliche Frau", "Geboren in Absurdistan" und "Alles wird gut" (war als bester Kurzfilm 2016 OSCAR nominiert).
Link: FILMMAKERS VOLLEINTRAG
Julia Wozek
Karoline Sachslehner
wurde 2001 in Wien geboren. Schon als Kind wollte sie immer ein „abenteuerliches“ Leben führen, was sie im Laufe der Zeit immer mehr zu den darstellenden Künsten und vor allem der Schauspielerei geführt hat. Nach einem Auslandsjahr in den USA während ihrer Schulzeit, hatte sie 2017 ihr erstes Engagement am Schauspielhaus Wien in dem Stück „Die Zukunft reicht uns nicht (Klagt, Kinder, klagt!)“ von Thomas Köck. Darauf folgten weitere Theaterprojekte z.B. im Dschungel Wien und einige Kurzfilmdrehs, die ihre Liebe zur Schauspielerei und den Wunsch, diese zum Beruf zu machen, noch vergrößerten. Im Herbst 2021 begann sie ihre Schauspielausbildung an der Schauspielschule Krauss, um ihr Abenteuer auch wirklich leben zu können.
Georg Müller-Angerer
wurde am 9.Jänner 1998 in Wien geboren und wuchs in Laxenburg auf. 2018 begann er seine Ausbildung an der Schauspielakademie Elfriede Ott, welche er im Herbst 2021 abschloss. Zuletzt spielte er im immersiven Theaterstück „Homo Infinitus“ des KünstlerInnen- Kollektiv-Ensemble „K.ü.k.e.n.“ und in „Oma oder Alles Paletti“ in der Freien Bühne Wieden.
Benjamin Spidelberger
in Wien geboren, er studierte ursprünglich Politikwissenschaft und Alt-Orientalistik, bevor er sich für die Schauspielerei entschied.
Er absolvierte die Schauspielschule Krauss, die er 2022 mit Auszeichung abschloss.
Während der Aussbildung wirkte er in einigen Kurzfilmen mit.
Seine esten Engagements nach der Ausbildung führten ihn an die TheaterArche in Wien und an die Kulturbühne frei:raum in St. Pölten.
Stück / Regie: Karl Wozek
Österreich Tournee:
Steiermark
28.2.2023 / 11 Uhr / Kristallwerk Graz (TimeOut-Festival)
Burgenland
8.3.2023 / 11 Uhr / E_Cube Eisenstadt
4.10.2023 /9 + 11:40 Uhr / PANNONEUM Neusiedl am See
Niederösterreich
19.6.2023 / 11 Uhr / Theater am Steg (Baden)
26.6.2023 / 11 Uhr / Stadtsaal Korneuburg
Oberösterreich
28.6.2023 / 11 Uhr / Tribüne Linz
10.10.2023/ 11 + 14 + 19.30 Uhr / Tribüne Linz
Wien
19.9.2023 / 19 Uhr / Theater Akzent
20.9.2023 / 10 Uhr / Theater Akzent
Salzburg
27.9.2023 / 10 + 12:30 Uhr / Kleines Theater
NÖ-Premiere Di 13.9.2022 / 19:30 Uhr / Theater am Steg (Baden)
12. + 13.9.2022 / Theater am Steg (Baden)
4.10.2022 / Stadtsaal Zwettl
5.10.2022 / Stadtsaal Mistelbach
9. + 10.11.2022 / frei:raum (St. Pölten)
13.12.2022 / Pfarrsaal (Amstetten)
19.12.2022 / BG Wieselburg
Wien-Premiere Mi 21.9.2022 / 19:30 Uhr TheaterArche
Do 22.9.2022 / 10 Uhr + 19:30 Uhr
Fr 23.9.2022 / 10 Uhr + 19:30 Uhr
Do 29.9.2022 / 10 Uhr
Fr 30.9.2022 / 10 + 20 Uhr
Wo bleiben menschliche Werte?
Ödön von Horváths Schullektüre-Klassiker „Jugend ohne Gott“ in eine aktualisierte Rahmenhandlung eingebettet – von Theater Wozek tourt durch Wien und Niederösterreich
Heftig, oag, brutal wie es in diesem Internat, in dieser Fünfergruppe von Schüler:innen zugeht. In die Gosch’n hauen, intrigieren, Machspiele auch mit Zuneigungen. Gespielt von einem sehr jungen Ensemble. Ein Spiel, das oft an die Nieren geht, mit unter aber auch für recht heitere Momente sorgt. Mit Lachen, das dann fast im Hals stecken bleibt. Und eine Lehrerin, die pseudoliberal daherkommt. Deren Darstellerin (Marion Rottenhofer) dies durch offensichtliches Überdrehen definitiv als Fassade spüren lässt. Das ist das Umfeld der „Jugend ohne Gott“-Version des Theaters Wozek, frei nach dem autor des Originals Ödön von Horváth (1937 erstmals erschienen).
Die neu (vor 15 Jahren erstmals) erfundene Rahmenhandlung: Fünf Schüler:innen sollen/ müssen ein Referat über Horvaths Werk, Leben, Rezeption usw. halten. Was diesen so genau gar nicht taugt. Abgesehen davon, dass die meisten davon einander so ziemlich wenig ausstehen können – abgesehen von Liebeleien, die von männlicher Seite aber auch nur als Machtspiele missbraucht werden.
Die fast Süßholz raspelnde Lehrerin, die die Klasse neu übernimmt, scheint als wäre sie eben von einem Seminar gekommen, wie motiviere ich Schüler:innen. Kein Schaden. Aber wenn es so aufgesetzt ist? Und die von oben herab bemutternde Umgangsweise mit B, dem Rollstuhl fahrenden Schüler (Georg Müller-Angerer) stößt diesem mehr als sauer auf. Der Schauspieler brauch im echten Leben keinen Rollstuhl, um sich vorwärts zu bewegen, und schlüpft in einer Szene im zweiten Teil auch in eine auf einem Podest stehende Staute eines römischen Helden – vielleicht Cäsar, der in Horváths Roman als Pseudonym für einen alten Lehrerkollegen vorkommt, der vom „Zeitalter der Fische“ spricht (ein aufgeblasener baumelt von der Bühnendecke) und dies als Metapher für die menschlichen Gefühle meint, die so nichtssagend würden wie Fischgesichter.
Und genau mit diesem „Trick“ der vor allem negativen Gefühlsregungen schlägt die Rahmenhandlung die Brücke zum Original. Ein Teil des Horváth’schen Roman-Personals agiert hier analog der Charakteren-Zeichnung des Autors: B, T, N und Z. Sowie Eva, die aus der beim Zeltlager verfeindeten Räubergruppe hier in die Internatsklasse geholt wird. Aber als Jugendliche mit Migrationshintergrund von so manchen der elitären Mitschüler:innen zur Außenseiterin gestempelt wird. Obwohl sie hier aufgewachsen ist und nur ihre Eltern aus der Ukraine zugewandert sind.
Und das passiert ihr hier nicht zum ersten Mal, sie hat Erfahrungen gesammelt sich lautstark ebenso wie schlagkräftig zur Wehr zu setzen – eine Rolle wie auf den Leib geschneidert für Julia Wozek, die trotz ihrer Jugend schon oft solch starke junge Frauen verkörpert hat. Mit der möchtest du dir’s lieber nicht anlegen – nur, wenn du ihr nie persönlich begegnet bist. Die sanfte junge Frau kann auf der Bühne überzeugend zur Löwin werden. Und sie hat privat Ukrainisch gelernt. So manchen Satz streut sie gekonnt in den einen oder anderen ihrer Auftritte ein.
N wurde in der Wozek-Version so wie der Lehrer aus dem Original zu einer Frau. Karoline Sachslehner gibt diese vor allem auf ihr Äußeres bedachte Schülerin, die sich sozusagen zu den Besseren zählt, dominiert, diktiert, wer welche Aufgabe fürs Referat zu übernehmen hat, sehr überzeugend. Genauso wie ihre blutige Verletzung, deren Verursacher zunächst im Dunkeln bleibt. Mit scheinbar geschwollenem Mund schafft sie es genau so zu sprechen mit halbverschluckten Wörtern.
Genauso überzeugend wirkt Paul Haertl als der intellektuell
überlegene und dieses auch immer wieder ausspielende T. Kalt, scheinbar ganz emotionslos und doch recht hinterfotzig, ja der … – ach ein bisschen Spannung soll bleiben, für jene, die das Original
nicht kennen.
Last but keinesfalls least: Alex Schauer als die Frauen wie Supermarkt-Artikel (be)nutzender Z rundet das Ensemble ab, das mehr als zwei Stunden (eine Pause; Schulvorstellungen sind kürzer) das
Publikum auf emotionalem Trab hält.
Das sehr junge Ensemble, teilweise noch Schauspiel-Studierende, wuchs so fest zusammen und muss extrem viel Vertrauen untereinander aufgebaut haben, um die vielen verbalen und körperlichen Aggressionen so authentisch und punktgenau spielen zu können ohne Angst voreinander zu haben oder sehr ins Gekünstelte ausweichen zu müssen.
Das gelang auch der Version vor 15 Jahren – bei der ebenfalls Marion Rottenhofer die Lehrerin spielte. Alle anderen eroberten in der Folge die verschiedensten Theaterbühnen, bis hinauf zum Burgtheater etwa – Sandra Selimović in „Die Ärztin“ – Interview mit ihr, in dem sie sich sehr gern an ihre Anfänge im Theater Wozek erinnert sind unten verlinkt.
Und hier erlaub ich mir – obwohl neues Ensemble, ein Drittel neu und aktualisiert ein wenig aus meiner seinerzeitigen Stückbesprechung (damals noch im Kinder-KURIER) zu zitieren: „Faszinierend wie diese Rahmenhandlung schon mit einem Gutteil des Personals aus Horváths Stück hantiert. Ausgrenzung – neben dem Rollstuhlfahrer vor allem der Migrantin Eva – sind ebenfalls nichts anderes als inspiriert vom Rassismus in einem der Aufsätze, die der Lehrer im Originalstück lesen muss. …
„Die Guten sind böse und die Bösen gut!“, lautet eines der Zitate – je nach herrschender Norm eben! So wird Horváths Auseinandersetzung mit Grundfragen verständlich, nachvollziehbar – der Bogen vom fast 100 Jahre alten Stück ins hier und heute gespannt. Macht richtig Lust darauf, wirklich ein Referat zu seinem Stück zu machen.“
EVA
Ich bin die Eva
und das ist meine Gang.
Kommt‘s uns nur näher
und wir machen PENG!
Der Horvath hatte Recht,
wir glauben nicht an Gott.
Gewalt geschieht zu Recht,
solang die Welt voll SPOTT.
Wo ist die Gerechtigkeit?!
Wer sagt, was richtig ist?!
Wenn wir in unsrer Schlechtigkeit
schlagen ins GESICHT.
ALLE
Vier gegen einen,
das können wir gut.
Kalte Blicke, statt Weinen…
den Lehrern fehlt der Mut
.
Aus der aktuellen Theater-Wozek-Version von „Jugend ohne Gott“
Wir bedanken uns für die Unterstützung
ein Jugenddrama frei nach Ödön von Horvath
Fünf SchülerInnen stehen in mehreren Fächern auf der Abschussliste und haben die Aufgabe, gemeinsam ein 20-minütiges Referat über Horvaths „Jugend ohne Gott" für die Schule vorzubereiten. Nach
heftigen Auseinandersetzungen und Meinungsverschiedenheiten, jeder will das Referat anders gestalten, entscheiden sie ihre Arbeit als Rock-Punk-HipHop-Show zu präsentieren.
In Ödön von Horváths Werk finden sich Fragen, die auch heute noch, mehr als ein halbes Jahrhundert nach seinem Tod, aktuell geblieben sind: was ist die Liebe? Wovor haben die Menschen
Angst? Was macht sie gewalttätig? Woran halten sie sich, wenn ethische Werte als überholt gelten und Lüge und Dummheit sich breit machen?
Als Recherche wurden Gespräche und Interviews mit Jugendlichen aus Wien zu den Themen Idole und Ideale, Lebenssinn, Gewalt, Geld und Glück, no future?, das Fremde, Krieg, Drogen, Kommerz und
Kommunikation, Schule, Demokratie, Menschenrechte und Gott geführt.
Horvaths Gedanken, die Statements der befragten Jugendlichen und die Arbeit des Projektteams bilden die Basis für ein Stück, in dem junge Menschen bei der Bewältigung einer Aufgabe nach anfänglichen
Konflikten und aberwitzigen Intermezzi einen Sinn bekommen für politisches Bewusstsein und für Nächstenliebe.
Jugend ohne Gott ist der zweite Roman des österreich-ungarischen Schriftstellers Ödön von Horváth. Er erschien im Jahr 1937 und wurde kurz danach, Anfang des Jahres 1938, in acht weitere Sprachen übersetzt. Ödon von Horvath starb 1938 in Paris.
Inszenierung: Karl Wozek
Bühne: Michael Haller
Darsteller*innen:
NÖ Premiere: 16. Oktober 2007 / 19:30 Uhr
im Brucker Stadttheater (Bruck/Leitha)
Weitere Aufführungen:
18.10.2007 um 19:30 Uhr in St. Pölten (frei.raum)
19.10.2007 um 19:30 Uhr in Tulln (Kunstwerkstatt)
8.4.2008 um 11 Uhr in Tulln (Kunstwerkstatt)
9.4.2008 um 11 + 19 Uhr in Hollabrunn (Stadtsaal)
10.4.2008 um 11 Uhr in Baden (Theater am Steg)
6.5.2008 um 11 Uhr in Wr. Neustadt (Stadttheater)
26.6.2008 um 9 Uhr in Meggenhofen (Theater im Bauernhof)
27.6.2008 um 9 Uhr in Meggenhofen (Theater im Bauernhof)
30.10.2008 um 10:30 Uhr in Hollabrunn (Stadtsaal)
11.3.2009 um 10:30 Uhr in Mistelbach (Stadtsaal)
28.9.2009 um 10 Uhr in Horn (szene bunte wähne)
WIEN Premiere: 25. April 2008 um 19:30 Uhr im Dschungel Wien
weitere Spieltage:
25.4.2008 um 10:30 + 19:30 Uhr
26.4.2008 um 19:30 Uhr
28.4.2008 um 10:30 + 19:30 Uhr
29.4.2008 um 10:30 + 19:30 Uhr
Wiederaufnahme im Dschungel Wien:
8.10.2008 um 10:30 + 20 Uhr
9.10.2008 um 10:30 + 20 Uhr
10.10.2008 um 10:30 Uhr
10.2.2009 um 19:30 Uhr
11.2.2009 um 10 + 19:30 Uhr
12.2.2009 um 10 + 19:30 Uhr
13.2.2009 um 10 + 19:30 Uhr
16.2.2009 um 10 Uhr
17.2.2009 um 10 + 19:30 Uhr
STELLA 2009 Nominierung (herausragende Produktion)
22.4.2009 um 11 Uhr im Next Liberty (Graz)
Wiederaufnahme im Dschungel Wien:
8.12.2009 um 19:30 Uhr
9.12.2009 um 10:30 + 19:30 Uhr
10.12.2009 um 10:30 + 19:30 Uhr
11.12.2009 um 10:30 + 19:30 Uhr
Wiederaufnahme im DSCHUNGEL WIEN
9. März 2010 um 19:30 Uhr
10. März 2010 um 10:30 +19:30 Uhr
11. März 2010 um 10:30 + 19:30 Uhr
12. März 2010 um 10:30 + 19:30 Uhr
herausragende Produktion
Kampf gegen Gleichgültigkeit
von Urbanitsch
TULLN/ Frei nach Ödön von Horvaths "Jugend ohne Gott" setzt der Regisseur Karl Wozek mit seinen Schauspielern die noch immer aktuellen Probleme der Jugendlichen in unsere Zeit.
[...] Zum Teil extrem in Sprache und Ausdruck, ist diese Inszenierung ein Stück von und für Jugendliche. Ein Tagebuch, das in Horvaths Original zum dramatischen Ende führt, wird hier durch ein
Handy ersetzt, und spät, aber doch, entsteht ein Gefühl der Nächstenliebe.
"Die jungen Schauspieler zeigen auf, wie das Fehlen von ethischen Werten unweigerlich zum Abstieg führt."
Die Guten sind böse...
... und die Bösen gut/Was ist Liebe & was Hass? "Jugend ohne Gott" im Dschungel Wien
Ödön von Horvath, Referat pfauh öd. So die erste Reaktion der fünf SchülerInnen, als sie mit der Aufgabe konfrontiert sind, zu diesem Autor und insbesondere zu seinem Stück "Jugend ohne Gott" ein
Referat halten zu sollen.
die Fünfergruppe aus Z., N., T., B. und Eva hat erst überhaupt keine Lust. Wer soll das Buch überhaupt lesen? Keine und keiner will eigentlich. letztlich wird das Buch B., dem Rollstuhlfahrer in den
Schoß gedrückt.
Und wirklich weiter geht auch in den nächsten Tagen nichts.
"Übersetzung"
Faszinierend wie diese Rahmenhandlung schon mit einem Gutteil des Personals aus Horváths Stück hantiert. Ausgrenzung - neben dem Rollstholfahrer vor allem der Migrantin Eva - sind ebenfalls nichts
anderes als inspiriert vom Rassismus in einem der Aufsätze, die der Lehrer im Originalstück lesen muss.
Die Horváth'schen Details sind ins hier und heute "übersetzt": So werden aus den Tagebucheintragungen, die der Lehrer heimlich liest, SMS des Schülers Z, die die Lehrerin Edeltraud im liegen
gelassenen Handy heimlich anschaut.
Phasenweise wird der - heute sicher recht sperrig wirkende - Text des Originals zitiert - optimal ins Stück integriert.
Ob zärtliche Annäherungen, Konflikte, Gewalt oder Passagen in denen an den Kern des Stücks geht - das Diskutieren, Überlegen, Philosophieren - das Ensemble (Marion Rottenhofer, Felicitas Lukas,
Charly Vozenilek, Wilhelm Iben, Philipp Eisenmann und Sandra Selimovic, Regie Karl Wozek) agiert stets überzeugend. Echt. Autehntisch.
Die Suche nach Antworten auf die Fragen, was Wirklichkeit ist oder was Hass und was Liebe wird richtig gehend greifbar, zieht das Publikum absolut in den Bann.
"Die Guten sind böse und die Bösen gut!", lautet eines der Zitate - je nach herrschender Norm eben!
So wird Horváths Auseinandersetzung mit Grundfragen verständlich, nachvollziehbar - der Bogen vom fast 100 Jahre alten Stück ins hier und heute gespannt.
Macht richtig Lust darauf, wirklich ein Referat zu seinem Stück zu machen.
Am 19. Oktober 2007 gastierte das "TheaterEISbrecher" mit der Produktion "Jugend ohne Gott" in der Kunstwerkstatt Tulln. Die Klassen 6A, 6C und 7C mit Mag. Gonaus. Mag. Lugauer und Mag. Sadek sahen eine außergewöhnlich gute Vorstellung! Im Mittelpunkt standen fünf SchauspielerInnen, die SchülerInnen darstellten, deren Aufgabe es war, ein Referat über Ödon von Horvaths Roman auszuarbeiten. Es kam zu heftigen Auseinandersetzungen über die Arbeitsaufteilung in der Gruppe, aber durch diese Konflikte setzten sich die Jugendlichen mit essentiellen Fragen auseinander: Wovor haben die Menschen Angst? Was macht sie gewalttätig? Was ist Liebe? Woran halten sie sich, wenn ethische Werte als überholt gelten und Lüge und Dummheit sich breit machen?
Anschließend gab es eine kurze Diskussion mit den SchauspielerInnen.
Jugend ohne Gott ist eine Co-Produktion mit TheaterEISbrecher und wird von der Stadt Wien, dem Bundesministerium und dem Land Niederösterreich unterstützt.