von Eva Blum und Herman Vinck
Fotos von Rainer Berson
Die junge Boxerin Luzia van der Kamp erkämpft sich einen Siegerpokal nach dem anderen. Mit 16 Jahren wird sie Europameisterin der Amateure. Die Schule bleibt dabei zwangsläufig auf der Strecke. Aber Luzia will nur eines: reich und berühmt werden. Henk, ihr Vater und zugleich Trainer, war selbst Profiboxeuropameister und anfangs dagegen, dass seine Tochter Boxerin wird. Luzia aber ließ nicht locker und überzeugte ihn. Nun begleitet er sie auf dem Weg nach oben. Ihr Traum scheint sich zu erfüllen: Sie bekommt einen Profivertrag, und auch das große Geld lässt nicht lange auf sich warten. Doch der Spaß am Sport wird zunehmend überlagert vom Erfolgsdruck, dem Trainer und Leistungssportlerin unterworfen sind. Fortan bestimmen die Gesetze des Profiboxsports ihr Leben.
Aber was für ein Leben ist das, und was bedeutet es für die Beziehung zwischen Vater und Tochter? Ein Stück über Leistungssport und Business, über Erfolg und Niederlage, Austeilen und Einstecken.
Julia Vozenilek (Darstellerin der Luzia van der Kamp) trainiert mit der Weltmeisterin Csilla Némedi Varga.
„Wenn ich auf mein Unglück trete, stehe ich höher.“
Friedrich Hölderlin
AutorInnen: Eva Blum, Hermann Vinck
Konzept / Regie: Karl Wozek
Bühne / Kamera / Schnitt: Charly Vozenilek
Boxcoaching: Csilla Némedi Varga
Darsteller*innen
Julia Wozek als Luzia van der Kamp
Martin Oberhauser als Henk van der Kamp
Michael Pockberger als Winnie
Florian Fleischhacker als Gregor
PREMIERE
Mi 02.11.2016 19:30 Uhr
SPIELZEIT
Do 03.11.2016 / 10:30 Uhr
Fr 04.11.2016 / 10:30 + 19:30 Uhr
Sa 05.11.2016 / 19:30 Uhr
Mi 16.11.2016 / 10:30 Uhr
Do 17.11.2016 / 10:30 Uhr
Fr 18.11.2016 / 10:30 + 19:30 Uhr
Sa 19.11.2016 / 19:30 Uhr Theaternacht
Do 20.04.2017 / 11:00 + 19:30 Uhr
Fr 21.04.2017 / 11:00 Uhr
Sa 22.04.2017 / 19:30 Uhr
Aufführungsrechte: Verlag Felix Bloch Erben, Berlin | www.felix-bloch-erben.de
SPIELORT
DSCHUNGEL WIEN
Theaterhaus für junges Publikum
MuseumsQuartier
Museumsplatz 1
A-1070 Wien
Vormittagsaufführungen für Schulen in Niederösterreich
jeweils um 11 Uhr
Mittwoch 26. April 2017 in Mistelbach (Stadtsaal)
Freitag 28. April 2017 in Baden (Theater am Steg)
Kartenpreis 7€ (ab 50 Personen 5€ pro Schüler)
Kartenreservierung unter office@theater-wozek.at oder 0664/73642502
Nach der Vorstellung können wir gerne, wenn erwünscht, ein Publikumsgespräch veranstalten.
Wir durften im JAB - CLUB Vienna eine Trainingseinheit für unser Stück
"SCHLAG AUF SCHLAG" filmen.
Danke an die Trainer (Gery + Hermann) und Trainingspartner/innen, es war echt super!
Mehr Infos über den JAB CLUB VIENNA: www.jabclub.at
von Heinz Wagner 4.11.2016
Box, Box, Schlag, Schlag, Schlag, weg oder auf die Seite ducken und die nächste Schlagkombination. Dass das jüngste Stück von Theater.Wozek im Dschungel Wien etwas mit Boxen zu tun hat, legt schon der große Sandsack nahe, der neben drei riesigen hölzernen Balken den Raum dominiert. Zudem läuft auf dem Monitor eines Laptops beim Start des nicht ganz eineinhalbstündigen Stücks ein Ausschnitt aus einem in Schwarz-Weiß gehaltenen Film. Später werden wir erfahren, dass es sich um „Wie ein wilder Stier“ mit Robert de Niro handelt.
Mit einem Schuss Wehmut, aber wirklich nur einem Schuss davon lässt die junge Hauptdarstellerin der Luzia (grandios Julia Vozenilek) fallen, dass sie Boxerin war. Im Rückblick erzählt sie im folgenden Schauspiel, vor allem mit ihren Bühnen-Vater und Trainer (Martin Oberhauser) ihre kurze, steile Karriere. Weil in der Volksschule gemobbt, ging sie zum Kinder-Boxen, ein Schlag ins Gesicht ihrer Hauptgegnerin in der Schule – und schon hatte sie Respekt. Oder hatten alle nur vor ihr Angst. Immerhin Ruhe hatte sie. Weitere Stationen regionale amateur-meisterin, Landesmeisterin... Ziel Profi-Weltmeisterin und da stand die Schule im Weg, also schmiss sie die und nahm stattdessen einen Halbtagsjob an. Gegen den Rat von Vater und Trainer Henk, der aber insgeheim doch viel stolzer war, dass seine Tochter eigentlich seinen unverwirklichten Traum erfüllen könnte... Soweit die Grundgeschichte des von Eva Blum und Herman Vinck geschriebenen Stücks.
Das Ambiente wurde von Theater Wozek nach Wien verlegt. Mitentscheidend für die Auswahl des Stücks war nicht zuletzt, dass die 18-jährige Julia Vozenilek seit einem Jahr in einem Boxklub trainiert – „nicht für Wettkämpfe, sondern ich hab einen Sport gesucht, bei dem ich mich auch auspowern kann“, so die sehr, sehr überzeugende Hauptdarstellerin. „Und wo hast du schon einmal die Gelegenheit, eine Darstellerin zu haben, die wirklich boxen kann“, freut sich Regisseur Karl Wozek über den glücklichen Zufall.
Das Stück dreht sich stark um Boxen, immer wieder auch – sowohl auf der Bühne live, als auch eingeblendet in Videos - mit sehr dynamischen, kraftvollen, jedoch nie wirklich gewalttätigen Szenen. Und dennoch steht dieser Sport eher „nur“ für etwas anderes, für den Kampf um Anerkennung. Nur beim Boxen, so sagt die Luzia van der Kamp an einer Stelle, habe sie Anerkennung und Respekt bekommen und gefühlt. Dem opfert sie sogar ihre erste und einzig echte Liebe zum Kunstmaler Gregor (Florian Fleischhacker).
Doch während sie sich noch im Gespräch mit dem Vater über einen Boulevard-Zeitungsartikel aufregt, bei dem ihr EM-Kampf nur am Rande erwähnt und der Auftritt eines Nummern-Boys viel mehr Raum bekommt, lobt sie dem schmierig-grindigem Manager-Typen (Michael Pockberger) gegenüber dessen Medienarbeit. Dopingmittel lehnt sich (noch?) ab, Vaters Verhältnis zu seiner Tochter wird immer liebloser und immer verbissener: „Schneller, schneller, gib Gas, explodier, trainierst du oder bist du auf Urlaub...“.
Als der Manager einen Kampf um die Weltmeisterschaft in einer schwereren Gewichtsklasse und das obendrein gegen eine Kampfmaschine anbietet („man muss die Kuh melken, so lange sie noch Milch gibt!“), wehrt er sich nur mehr anfangs, wittert die Chance – auf das große Geld. Und die Tochter? Sie will kein zu Brei zerschlagenes Gesicht. Er: Um das Geld kannst du dir fünf Nasen-Operationen leisten... Das Ende sei nicht vorweggenommen, wär schade, möglichen Zuschauer_innen die Spannung/Überraschung zu nehmen. Jedenfalls ist es alles andere als kitschig, so viel sei aber schon verraten.
Und: dass alle vier auf der Bühne sehr glaubhaft, sehr überzeugend wirken.
Für die Rolle der fiktiven Luzia hat Juilia Vozenilek mit einer Weltmeisterin traininert. Ihr körperlicher und emotionaler Einsatz ist die größte Stärke des Stückes "Schlag auf Schlag", aber auch Martin Oberhauser als Vater, ein gescheiterter Boxer, der nun erst widerwillig, dann verbissen die Tochter trainiert, schenkt ihr in Karl Wozeks Regie nix.
MP
Programmvorschau Dschungel Wien
Wir bedanken uns für die Unterstützung!