ein Stück über Freundschaft, Liebe und Eifersucht
Fußballplätze sind für viele Menschen der einzige Ort, wo sie Spannung, Gemeinschaftsgefühl, Wettkampfstimmung, emotionale Hoch- und Tiefflüge, Identifikation mit einem höheren Ideal (z. B. der
Triumph der eigenen Mannschaft),
Heldenverehrung und Starkult, Leistungssport mit all seinen Facetten und im weitesten Sinne eine in Spielregeln verpackte Kriegskunst erfahren und erleben können.
Ein Fußballspiel läuft ab wie ein Drama. Ein gutes Fußballspiel wie ein gutes Drama. Stichworte: Aristotelisches Theater, Katharsis, Massenhysterie (der Rausch der Menge), Sprechchöre, Phänomen Fan,
Hooligans, ...
Zur Fußballeuropameisterschaft 2008 wird dieses Drama mehr als sonst in den Mittelpunkt der öffentlichen wie auch privaten Aufmerksamkeit rücken.
Bei „PENALTY das Duell" ist der Ort des Geschehens ebenfalls ein Fußballplatz,doch geht es bei dem Stück nicht um die Liebe zum Spiel mit dem Ball und den Willen, die gegnerische
Mannschaft mittels Torschüsse zu besiegen, sondern um eine ganz andere Liebe und einen ganz anderen Sieg.
PLOT
Andy und Phil, seit vielen Jahren befreundet, haben ein Problem. Beide lieben sie das Mädchen Kaja. Das geht aber nicht. Jeder will sie für sich allein. Was tun?! Hahnenkampf? Intrigieren?
Freundschaftsbruch? Nein! Das Duell möge fair ablaufen. Auf dem Fußballplatz. Beim Elfmeterschießen soll entschieden werden, wer sie bekommt, wer Kajas Herz erobern darf. Doch mittendrin im
liebestollen Penalty-Gefecht wirft einer dem anderen vor, er schieße unfair und wolle den besten Freund bescheißen ...
Nach einem heftigen Wortwechsel verlieren sich Andy und Phil immer mehr in Erinnerungen an ihre Freundschaft: alte Konflikte kommen hoch, einige schöne gemeinsame Momente werden zwar
heraufbeschworen, aber gleich wieder zunichte gemacht, schließlich beschuldigt einer den anderen, bloß eifersüchtig zu sein. Dass Kaja letztendlich entscheidet, kommt ihnen nicht in den Sinn. Der
Streit eskaliert. Wie irre gehen sie aufeinander los.
Stille. Lange Stille.
Kaja kommt an die Rampe und erzählt dem Publikum ihre Sicht der Dinge. Sie sei keine Ware, um die man feilsche wie auf dem Marktplatz. „Was die da abziehen, ist doch alles nur eine riesengroße
Ego-Kacke!!" Sie geht ab. Was jetzt? Nichts ist entschieden. Ohne ein Wort zu wechseln, spielen Andy und
Phil weiter. Jeder hat noch zwei Schüsse. Wer gewinnt? Wer verliert? Was bleibt auf der Strecke? Und Kaja?
„PENALTY das Duell" fokussiert Burschenfreundschaften und ihre Rituale. Teils mit poetischen, teils mit drastischen Bildern wird untersucht, welchen Stellenwert Mädchen dabei
einnehmen oder einnehmen dürfen. Was passiert, wenn das Objekt der Begierde eine Herzensangelegenheit wird? Was bedeutet wahre Freundschaft? Wie haltlos sind Prinzipien, wenn die Leidenschaft tobt?
Und was hat das alles mit dem Erwachsenwerden zu tun?
TEAM
Regie: Karl Wozek
Darsteller: Ines Rössl, Charly Vozenilek, Romöan Binder
Bühne: Michael Haller
SPIELORT/ZEIT
DSCHUNGEL WIEN
Premiere Mi 4. Juni 2008 / 19:30 Uhr
weitere Aufführungen:
Do 5. Juni 2008 / 10:30 Uhr + 19:30 Uhr
Fr 6. Juni 2008 / 10:30 Uhr + 19:30 Uhr
Fr 28. Juni 2008 / 19:30 Uhr
Schäxpir-Festival-Linz
20. Juni 2008 im Eisenhand Theater (Linz)
„PENALTY das Duell„ ist eine Co-Produktion mit DSCHUNGEL WIEN.
Artikel vom 03.06.2008 23:56 | KURIER | Heinz Wagner
Freundschaft und/oder Liebe
Theater Wozek spielt im Dschungel ein tiefsinniges, poetisches und doch auch witziges Stück um zwei Jungs, ein Mädchen und einen Fußball
Der Plot ist schnell erzählt und einfach: Andy und Phil sind urdicke, die besten Freunde. Dann taucht Kaja auf. Erst verliebt sich Andy in sie und dann auch noch Phil. Ersterer hätt gern, dass
Zweiterer das Mädchen ihm "überlässt". Und als der das Ansinnen ablehnt, schlägt er ein Duell am Sonntag um 12 Uhr Mittag vor - ein Elfmeterschießen.
Wer mehr Tore schießt...
So einfach die Grundgeschichte klingt, so tief, verästelt, differenziert, vielfältig entwickelt sich das 75-Minuten-Stück des jungen SchauspielerInnen-Trios. viele Ebenen werden angesprochen und
teils sehr poetisch angespielt.
Sehen die beiden Jungs eigentlich noch das Mädchen, um das sie kämpfen, nehmen sie Kaja und ihre Gefühle überhaupt wahr? Weshalb redet keiner mit ihr?
Kaja
"Und ich hab gedacht, wir können uns unsere eigenen Regeln machen, man wird doch noch fliegen dürfen...", sinniert und philosophiert, teils auch resümiert (resignierend)
Kaja. Was hatte sie angestellt? Zu lieben versucht. Spontan, den Gefühlen folgend. Den im Moment gültigen, den "akuten". Und sie mochte eben beide, sowohl Andy als auch Phil. Jeden anders. Ines Rössl
spielt sanft und ruhig einen starken Monolog, der aber nie und nimmer gar belehrend, erklärend wirkt. Lediglich die Gefühle und Gedanken dieses jungen Mädchens in der konkreten Situation als Objekt
eines Duells um sie, aber auch generell von Mädchen heute bringt sie scheinbar nebenbei und doch punktgenau zum Ausdruck.
Andy und Phil
Das junge Schauspiel-Trio des Theaters WozekKriegt die enge Freundschaft zwischen den beiden Burschen (Charly Vozenilek und Roman Binder) schon erste Risse, als
Andy sich in Kaja zu verlieben beginnt, so lassen im direkten Duell beide sozusagen ihre Masken fallen. Alles, was sie aus Rücksicht auf den anderen bislang nie gesagt hatten, werfen sie einander an
den Kopf. Erniedrigungen un Demütigung des anderen ist angesagt. Da ist die Rauferei nur mehr eine Draufgabe. Selbst das Penalty-Schießen tritt in den Hintergrund. Geschweige denn dass einer auch nur
ansatzweise Kaja wahrnimmt.
Ob Freundschaft, Liebe, Verliebtsein, Druck jedweder Art, der von außen auf Jugendliche geladen wird, Ehrlichkeit und Verlogenheit, zum Objekt verkommen... unheimlich viele Themen, die (nicht nur)
beim Heranwachsen wichtig sind, werden angesprochen und authentisch gespielt.
Sylvie Wasshuber
Kick & Stage in Wien: Klein&Kunst-Redactrice Sylvie Wasshuber sah sich am 4. Juni 2008 bei der Premiere von PENALTY - DAS DUELL im Dschungel Wien an, was Jugendtheater zu den Themen Fußball
und Liebe so zu bieten hat.
Was zählt mehr? Eine waschechte, schon ewig währende Burschenfreundschaft oder die Verliebtheit in ein (- und dasselbe) Mädel? Für Andy und Phil keine eindeutige Sache. Blöder Konflikt. Umso mehr,
als Andy bei Kaja bereits in der Pole Position war – und Phil scheinbar nur zu faul, sich eine andere zu suchen. Als er das Objekt der gemeinsamen Begierde dann auch noch auf einer Party flüchtig
küsst, ist der Ofen ganz aus.
Schnell geht´s dann zunächst verbal ans Eingemachte, wo die beiden Schwerenöter einander nichts schenken – da kommen so ziemlich alle, meist unausgesprochenen Konflikte einer lebenslangen
Kameradschaft hoch. Wo der eine erfährt, dass er angeblich auf die Mutter des anderen scharf ist. Oder endlich rauskommt, dass die liebevoll gezüchtete Erdkröte als Geschenk eher eine Niete
war.
Wirkt zunächst recht reinigend, die Aussprache ohne Blatt vor Mund und Hosenlatz. Da sich kein brauchbares Lösungs-Szenario findet (Weitpissen und Eierpecken fallen aus ...), bietet sich als
scheinbar fairer Ausweg ein Elfmeter-Duell an – zum Missfallen Kajas, die sich völlig missachtet fühlt. Hat sie doch beide lieb... Doch irgendwann dämmert es auch den männlichen Helden des Stücks,
dass Kicken zwar ganz cool, aber nicht in jeder Lebenslage der Weisheit letzter Schluss ist...
So simpel der Plot klingen mag, so kurzweilig und schwungvoll ist die Inszenierung des Theater Wozek. Großartig die jungen DarstellerInnen: Ines Rössl, Charly Vozenilek und Roman Binder, die allesamt
recht überzeugend drei Achtzehnjährige mimen, obwohl sie schon ein paar Lenze mehr zählen. Und denen die teils recht explizite Sprache mühelos von den Lippen kommt.
Rathauskorrespondenz vom 27.2.2008:
Kick & Stage: Dschungel Wien zieht "Fußball-Trikot" an
Wien (RK). Theater-Produktionen für Jugendliche im Banne der anstehenden Fußball-Europameisterschaft: Keineswegs nur sportlich liest sich der schweiz-österreichische Spielplan "Kick
& Stage" mit seinen insgesamt 16 Theatergruppen, der am Mittwoch von Stefan Rabl vom Dschungel Wien und EM-Kultur-Koordinator Jürgen Weißhäupl vorgestellt wurde. Start ist offiziell am 5. März in
Zürich, wo sich auch ein kulturell gut ausgebuchter Fan-Zug in Richtung Wien in Bewegung setzen wird. Rechtzeitig zum eigentlichen EM-Finale am 29. Juni endet der Reisezug wie auch "Kick & Stage"
dann am 28. Juni im Dschungel Wien. In Wien startet man am 7. März mit der Produktion "Fieberträume" von Theater Foyfire.
Zwtl.: Theatergruppen als "Fußball"-Mannschaften - Bühnen als Stadien
Fußball habe genauso viel mit Kultur zu tun, wie der Sommer mit den diversen Festival-Programmen, betonte Weißhäupl. Rabl regte dazu an, das Programm "Kick & Stage" als Pendant
zum eigentlichen Fußballturnier zu sehen: Theater in Zürich, Linz, St. Gallen, Graz, Salzburg, St. Pölten, Villach, Schaan, Bludenz, Innsbruck und Wien würden zu Stadien, einige Gruppen und
Produktionen seien etablierte EM-Mannschaften mit entsprechender Reputation, Erfahrung und "guten Schlagzeilen", andere seien Newcomer oder direkte U-20-Mannschaften, sprich: Jugendliche auf der
Bühne, auf die man gespannt sein dürfe.
Die Fakten zum Spiel-Happening: Insgesamt werden 16 Theatergruppen auf 14 Bühnen in 11 Städten der Schweiz und Österreich über 90 Vorstellungen bringen. Dazu kommen, als Begleitprogramm, auch
noch Improvisations-Straßentheater ("Tor + Chor"), der überall einsetzbare Kurzfilm "Match: Poesie" von Karl Wotzek und Charly Vozenilek bzw. im Rahmen des Linzer Schäxpir Festivals (19. bis 27.
Juni) Showperformances, ein Comic- Fußballspiel und die szenische Lesung "Immer nie am Ball" von Franz Schwabeneder.
Zwtl.: Freunde entscheiden mit Elfmeter über Liebe & Freundschaft
Das eigentliche Hauptprogramm konzentriert sich auf zehn Hauptproduktionen, vier aus der Schweiz, sechs aus Österreich. Grundtenor sämtlicher Stücke ist die Annahme, dass Fußball
nicht nur völkerverbindend, sondern auch als kurzgemähte Basis sämtlicher menschlicher Dramen herhalten kann. Für letzteres kann "Penalty - Das Duell" etwa herhalten. Die 90minütige
Produktion von Theater.Wozek handelt von der Freundschaft zweier Burschen, die durch das Auftauchen eines Mädchens und beidseitigem Verlieben arg strapaziert wird. Im Elfmeterschießen - der Sieger
soll das Mädchen zur Freundin bekommen - reflektieren die Burschen ihre Freundschaft, ihre Erlebnisse, ihre kleinen Verletzungen. Übrigens: Laut Karl Wozek basiert die eigentliche Geschichte dieses
Stückes auf einer wahren Begebenheit, die er von einem Freund erzählt bekommen habe.
Wir bedanken uns für die Unterstützung!